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Wofür darf ich beten?

Von Eugen Eckert

Die erste Frage und Antwort im Katechismus meines Konfirmandenunterrichtes von 1967 habe ich nie vergessen. Auf die Frage „Was heißt beten?“ hieß die Antwort: „Von Herzen mit Gott reden“. Ich habe das seither so verstanden, dass ich mit Gott über alles im Gespräch bleiben kann, was mir wirklich am Herzen liegt.

Nun arbeite ich seit 14 Jahren als Pfarrer in der Frankfurter Stadionkapelle. Und dort treffe ich auf eine Menge Menschen, deren Herzenswunsch es ist, endlich die Eintracht wieder einmal als Deutschen Meister feiern zu können. Zuletzt war das 1959 der Fall. Das ist lange her.

Und darum werde ich auch immer mal wieder aus der Fangemeinde heraus gefragt, ob ich in der Kapelle denn auch für Siege bete oder gar für das große Ziel. Ich verneine das – mit Begründung. Zum einen erinnere ich die Fans daran, dass, wenn ich um den Sieg für meine Mannschaft bete, das wahrscheinlich ja auch jemand in der gegnerischen Kabine für seine Mannschaft tut. Und für wen soll sich Gott dann entscheiden? Ein Gebet, das Gott in eine Zwickmühle bringt, halte ich selbst für unangemessen und darum auch nicht für hilfreich. 

Zum anderen bin ich auch überzeugt davon, dass Gott sich nicht als Automat missbrauchen lässt, nach dem Motto: Ich werfe oben ein Gebet als Währung ein und unten kommt heraus, was ich mir ausgesucht habe.

Echte Herzenswünsche sind, so glaube ich, von existentieller Bedeutung. Wenn ich bete, geht es um Begleitung in schweren Zeiten, um Trost in Traurigkeit und Rettung aus Notlagen. Ich bete darum, freundlich zu bleiben, selbst wenn ich provoziert werde, fair zu sein im Miteinander, gute Ideen zu bekommen und richtige Schritte zu tun. Im Blick auf den Fußball bete ich übrigens auch darum, das Spiel als Spiel zu begreifen und nicht die wichtigste Sache der Welt daraus zu machen.

Bei allem, was mir auf dem Herzen liegt, finde ich schon lange ein gutes Gebet in den Worten: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“.

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